„Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben. Bewahret sie! Sie sinkt mit euch, mit euch wird sie sich heben.“ (Friedrich von Schiller)

Nun sind es schon 12 Jahre, die wir für unsere Bewohner das Angebot der Klangmassage als Einzelbehandlung und in kleinen Gruppen anbieten können.
Am 17.05.2005 begann es damit, dass wir mehr und angepasste Angebote für unsere schwer Pflegebedürftigen machen wollten. Menschen im Wachkoma Zustand, mit schwerer Demenz, mit Angststörungen, Menschen mit eingeschränkter Wahrnehmung, blind oder schwer höreingeschränkt. Bewohner, die nicht mehr an Gruppenangeboten teilnehmen konnten, sollten hier besondere Berücksichtigung erfahren.
So hatten wir vorher eine Dame eingeladen, die uns empfohlen worden war. Sie hatte viel Erfahrung in Alltags Begleitung und mit Klangmassage als sanfte Entspannungsmethode. Wir hörten uns ihre theoretischen Ausführungen an und stellten interessiert, jedoch wohl auch skeptisch unsere Fragen. Als einer von uns sich für eine Kurzbehandlung in die Mitte legen durfte, war ich sofort dabei. 
Ich war davon überzeugt, dass das wohl ganz nett aber eher nichts für unsere Einrichtung sei. Nach den darauf folgenden 20 Minuten konnte ich aber nicht sagen, dass das „nichts“ war. Nun bat ich sie anschließend noch einzelne Bewohner zu behandeln. Bei allen dreien zeigte sich schon in dieser kurzen Zeit ein deutlich verändertes Verhalten, das sich darin ausdrückte, dass ihr lautes und unregelmäßiges Schreien deutlich leiser und rhythmischer wurde. Teilweise war Entspannung an den veränderten Gesichtszügen erkennbar. Die Mimik zeigt sich besonders im Augen- und Nasenbereich und drückte Entspannung und Wohlbefinden aus. Die Körperspannung zeigte sich mal leicht, mal stark, bzw. völlig entspannt. Manchmal waren diese Zeichen besonders an einer Extremität sichtbar.
Als emotionale Reaktionen waren beispielsweise stöhnen, gähnen, schnarchen oder tiefes seufzen zu vernehmen.
Überwältigt und überzeugt von der Wirksamkeit der Methode aufgrund der Reaktionen bat ich die Dame bei uns als Honorarkraft tätig zu werden.
Sie sollte in den drei Etagen, an unterschiedlichen Tagen, jeweils 4-5 Bewohner in ihren Zimmern behandeln. Da die Behandlungen zeitlich abgestimmt waren wusste ich, dass diese Angebote zusätzlich, zu den bereits angebotenen, durchgeführt wurden. Diese Situation verschaffte uns Mitarbeitern ein gutes Gefühl, zu wissen, dass die schwachen, verwirrten und bettlägerigen Bewohner regelmäßig dieses Angebot zusätzlich bekommen.
Die Mitarbeiterin fährt mit ihrem mit Rollen versehenen runden Tisch zu den Bewohnern hin, hängt ein Schild vor die Türe, damit alle Kollegen und Besucher wissen, dass hier eine Zeit der Ruhe gewünscht ist. „Klangbehandlung – Bitte ermöglichen Sie Zeit für Ruhe und Entspannung bis ….“ steht auf diesem Schild und wird durch ein großes Bild vom Handlungsgeschehen selbsterklärend ergänzt. Zudem zeigen die Zeiger auf einem darauf angebrachten Ziffernblatt an bis wann die Klang und nachfolgende Ruhezeit dauert.  
(FOTO vom Tisch mit Klangschalen und Schild)
Die Mitarbeiter der Wohnbereiche, Angehörige und Ehrenamtlichen im Besuchsdienst bekommen die Möglichkeit an einer solchen Behandlung im Hintergrund teilzunehmen. Dies ermöglicht das Kennenlernen der Methode, das Beobachten eigener Wirkungen darauf und die des Bewohners. Eine Angehörige, die ihren Ehemann im komatösen Zustand über Jahre begleitete, sagte, dass sie gerne an den Klangbehandlungen teilnimmt indem sie dann im Fernsehsessel liegt. Sie könne so mit ihrem Mann gleichzeitig erleben und genießen.
Zunächst werden im Anamnesegespräch durch den Klangtherapeuten wichtige Parameter erhoben, persönliche Daten, Diagnosen, Vorlieben, Abneigungen bezogen auf Klang und Berührungen. Mit den Pflegemitarbeitern werden Zeiten abgestimmt, die für die einzelnen Bewohner günstig sind.

Mit Hilfe eines Evaluationsbogens werden verschiedene Auswertungen vorgenommen, indem z. B. spezifische Vitalwerte, wie Atmung, Puls o. a. vor und nach der Behandlung gemessen und nachher miteinander in Beziehung gestellt werden. In der Regel sinkt die Rate der Atemzüge im Laufe der Behandlung und wird gleichmäßiger, der Puls und auch der Blutdruck sinken leicht ab. Mimik und Gestik, Muskeltonus und emotionale Reaktionen zeigen nonverbale Kommunikationszeichen. Diese messbaren Zeichen, neben den nicht direkt messbaren Beobachtungen ermöglichen der Methode Klangmassage Auswirkungen zu erkennen und zu evaluieren.
So kann die Klangmassage zu einem besseren Schlaf- und Wachrhythmus beitragen. Klänge und die Vibrationen, die von den Klangschalen auf den bekleideten Körper übertragen werden sprechen Körper und Seele an und können die Menschen in tiefe Entspannungszustände bringen
Ggfs. wird die geplante Reihenfolge den pflegerelevanten Zeiten angepasst.
Anschließend geht die Therapeutin zum nächsten Bewohner für den die Behandlung angesetzt sei.
Dadurch, dass sie an jedem Tag in einem anderen Wohnbereich arbeitet, hat sie auch keine langen Wartezeiten vor dem Aufzug. Das macht viel aus und wertvolle Zeiten bleiben den Bewohnern vorbehalten.
Bei fast allen Bewohnern kommt die Klangbehandlung gut an und führt zu sicht- und spürbaren Veränderungen. Manche berichten, dass sie Bilder oder Farben sehen, wieder andere nicken zwischendurch ein, andere gehen auf kleine Traumreisen etc. Auch wenn die Behandlungen am Tage erfolgen, zieht dies keine Schlaf reduzierende Wirkungen in der Nacht nach sich. 

Wirkweise der Klangmassage……….

Die Rückmeldungen, die wir auch von Pflegepersonen und Angehörigen bekommen sind vielfältig und durchweg positiv. Sie sagen, dass die behandelten Menschen sich körperlich entspannter zeigen, insgesamt ausgeglichener seien und motivierter mitzumachen. Was immer deutlich zum Ausdruck kommt ist, dass jemand da ist, der ihn begleitet. Der Bewohner ist für die Zeit nicht allein. Auch wenn während der Behandlung nicht gesprochen wird, ist hier nonverbale Kommunikation möglich. 
Wo Worte nicht mehr greifen, z. B. durch Sprachverlust etc., da rührt Klang an. Emotionen können fließen, denn sie sind da und oft zurückgehalten. Tränen können laufen, tiefes Seufzen ist zu hören als Zeichen von Erleichterung. Selbst in der Begleitung am Lebensende konnten wir Bewohnern mit dem Einsatz von Klangschalen ihre letzten Stunden lindern. Die entspannende Wirkung der Schwingungen auf den Körper kann sich auf Seele und Geist ausrichten und Gefühle von Vertrauen fördern.

Spielerisch erleben die alten Menschen die Wirkung von Klang und Vibrationen in Form von Schwingungen auch in kleinen Gruppen, die dann z. T. zur Erheiterung und lustigen Überraschungen führen könnten. Da kribbelt es plötzlich unter den Händen, da hört man es plötzlich als Oberton im Ohr und da erinnert es auch an Glockenklang, der früher als so wichtiges Zeichen für Tageszeiten und verbunden damit oft Essenzeiten o. a. wahrgenommen und erinnert wird. Als basale Stimulation, als Deprivationsprophylaxe und auch als unterstützende Maßnahme zur Vorbeugung eines Dekubitus, durch die durchblutungsfördernde Wirkung, kann die Klangbehandlung dienlich sein.

Begleitung in Zeiten der Trauer
Trauer ist Liebe, Verlust, Begleitung, KlangZeit in der Sterbebegleitung, 
Kommunikation ohne Worte, wenn die Sprache sich verliert

Phantasie- und Klangreisen

Einige Mitarbeiter aus der sozialen Betreuung, hier vor allem Betreuungsassistenten, haben schon an der Ausbildung Klangmassage teilgenommen und können zusätzlich mit dieser Methode arbeiten.

Auch Mitarbeiter bekommen regelmäßig Klang angeboten in Form von Klangmeditationen, die in einem ruhigen Raum, nach der Schicht bzw. zu Beginn des Dienstes auf Isomatten liegend erlebt werden können.

Bild Klangmeditation

Inzwischen habe ich aus Interesse selbst die Klangmassage erlernt. In einem neuen Konzept, das auf die verschiedensten Umstände in der Begleitpraxis in einem Pflegeheim/ Hospiz angepasst ist. Heute bilde ich mit meinem Kollegen Stefan Salzmann, Heilpraktiker, Entspannungstrainer und Klangtherapeut nach diesem Konzept nebenberuflich Menschen aus, die nach unserem Konzept: „Klangmassage im Gesundheitsbereich“ arbeiten möchten. Das macht sehr viel Freude zu erleben, wie diese Menschen verantwortungsvoll mit dieser Methode in die Praxis gehen und von ihren Erfahrungen berichten.